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Mitarbeiter ohne Eigeninitiative gesucht!

Es muss dem öffentlichen Dienst zu gut gehen...

... da viele Führungskräfte im öffentlichen Dienst ihrer Führungsverantwortung nicht gerecht werden.


Ist es nur eine Ausnahme oder haben wir ein wirkliches Problem in den verbeamteten Führungsetagen des öffentlichen Dienst?

Ich habe lange überlegt, ob ich diesen BLOG Artikel schreiben soll. Ich habe mir viele Fragen gestellt. Sind das nur Ausnahmen? Verfalle ich der Verallgemeinerung? Neige ich zur Generalisierung? Sind die Informationen durch persönliche Interpretationen eingefärbt? Werfe ich ein falsches Bild auf Führungskräfte im öffentlichen Dienst?

 

Ich führe circa 25% meiner Coaching-Aufträge mit Klienten aus dem öffentlichen Dienst durch. Die Coachees kommen immer wieder mit sehr ähnlichen Themen zu mir. Deswegen muss dieser Artikel nun sein. 

 

Der öffentliche Dienst hat ein echtes Problem. Nein es ist nicht der Fach- und Führungskräftemangel. Der öffentliche Dienst hat reichlich verbeamtete Fach- und Führungskräfte und zudem noch sehr viele angestellte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Der öffentliche Dienst gilt immer noch als sicherer Arbeitgeber. Es liegt auch nicht an der sachlichen und fachlichen Qualifikation der Führungskräfte.

 

Nein, es ist ein echtes emotionales und menschliches Führungsproblem!

 

Es gibt ungewöhnlich viele Führungskräfte im öffentlichen Dienst, die nie gelernt haben, wie gute Führung funktioniert. Die nicht gelernt haben, wie man durch Kommunikation führen kann. Die nie gelernt haben, was Motivation bewirken kann. Die nie gelernt haben, welche Erfolge durch Inspiration erzielt werden können.

 

Anders lässt es sich nicht erklären, dass alle Coachees mit sehr ähnlichen Themen zu mir kommen.


Kommen wir zur Sache Baby. Möchte der öffentliche Dienst Mitarbeiter mit Eigeninitiative vermeiden?

Aufgrund der zu erwartenden nachteiligen Konsequenzen für meinen Klienten sind die Orte und Namen frei erfunden, der Coachingauftrag ist jedoch real. Mein Klient hat mir die Freigabe für diesen Artikel erteilt. 

 

Liebe Leser, stellen Sie sich ein kleines und beschauliches Städtchen im Nordwesten von Bayern vor. Die Wirtschaftslage ist durchschnittlich und bei einer Einwohnerzahl von circa 35.000 Menschen hat die Verwaltung eine Größe von ungefähr 675 MitarbeiterInnen.

 

Soweit ist alles gut, das Städtchen ist vergleichbar mit vielen anderen Städten in Deutschland. Politisch ist es durch eine schwarz gefärbte Lokalpolitik geprägt. Der Stadtrat wird von zu vielen alten Männern geführt. Das weibliche Geschlecht ist, wie in vielen anderen Städten auch hier in der Minderheit.

 

Mein Klient, nennen wir ihn Raphael, arbeitet seit nun mehr etwas über vier Jahre in der öffentlichen Verwaltung dieser Stadt. Insgesamt ist er bereits seit 12 Jahren im öffentlichen Dienst. Raphael hat eine Chefin, eine Beamtin der oberen Laufbahn. Frau Wolfgang  gehört der Generation 55+ an und besetzt die Position einer Hauptamtsleiterin.

 

Raphael schilderte mir die Situation sehr plastisch und eindrücklich. Im April 2018 hatte er ein Arbeitsgespräch zur Arbeitssituation im Sachgebiet. Raphael hatte einige wirklich gute Ideen, die sowohl zu gleichen Teilen die Bürgerzufriedenheit, die Arbeitseffektivität als auch die Modernisierung einiger wichtiger Prozesse betreffen würden.

 

In diesem Arbeitsgespräch sagte dann Frau Wolfgang zu Raphael:

 

"Wissen Sie was, Sie sind hier, um die Sachbearbeitung zu erledigen. Sie arbeiten im öffentlichen Dienst, Eigeninitiative wird von Ihnen nicht erwartet und ist hier auch nicht erwünscht." 


Der Elfenbeinturm des öffentlichen Dienstes! Denkende, motivierte und eigeninitiative Mitarbeiter sind nicht erwünscht.

Auch als erfahrener Coach schaute ich Raphael erst einmal verwundert an. Ich fragte nach, ob ich alles richtig Verstanden habe. Raphael bestätigte seine Aussage erneut. Nach kurzen Rückfragen lieferte er mir eine zweite fast unglaubliche Story. 

 

In einem Meeting im Februar 2019 wurden die Mitarbeiter nach Vorschlägen für eine öffentlichkeitswirksame Kampagne des Sachgebiets gefragt. Frau Wolfgang und ihre Stellvertretung Herr Müller-Herz luden zum Meeting ein. Man begann das Meeting mit folgenden Worten: "Wir müssen zur Digitalisierung des Sachgebiets eine Bürgerinformation in die Bürgerschaft bringen und erhoffen uns von Ihnen allen wertvolle Lösungsvorschläge."

 

Die Meetingteilnehmer brachten einige kreative und kostengünstig umsetzbare Ideen ein.

Auch Raphael brachte seine Vorschläge in die Runde ein. 

 

Zwei Wochen nachdem Meeting hatte er ein Gespräch mit Herrn Müller-Herz, in dem wurde er dann mit folgender Aussage konfrontiert:

 

"Er und die Hauptamtsleiterin fanden sein Verhalten im Meeting nicht gut. Es sei nicht erwünscht das Mitarbeiter Vorschläge machen, man empfinde sein Verhalten als besserwisserisch."

 

Sie können sich vorstellen wie verdutzt Raphael geschaut hat, denn er wurde ja aufgefordert Ideen zu liefern und nun diese Aussage.


Wäre es nur ein Einzelfall, hätte ich sicherlich nicht diesen BLOG-Artikel geschrieben.

Ich fragte Raphael im Rahmen des Coachings, wie er sich bei beiden Ereignissen gefühlt hatte und was sie mit ihm gemacht haben. Ich fragte ihn, wie er die Ereignisse für sich verarbeitet hatte.

 

Er schilderte mir seine Gefühle und Emotionen. Er wollte wissen, ob es anderen Menschen in dem Sachgebiet genauso ging und befragte deshalb Personen seines Vertrauens. Er wollte wissen, ob es vielleicht an ihm lag. Ob er etwas falsch betrachtet oder falsch verstanden hatte. Raphael hatte zu diesem Zeitpunkt sehr viel Selbstzweifel.

 

Alle anderen Befragten des Sachgebiets gaben ihm inhaltlich übereinstimmende Antworten. In diesem Sachgebiet und auch in vielen anderen ist es absolut unerwünscht, wenn die Sachbearbeiter mitdenken, kreativ, motiviert und eigeninitiativ sind. Diese ungesunde Arbeitsmoral würde von der Sachgebietsleitung abgelehnt werden, da sie den Arbeitsrhythmus der Stadtverwaltung so erheblich stören würde, dass ein zufriedenstellendes Arbeiten, aus Sicht der Führung, nicht möglich sei.

 

Wem fällt hier auch der alte Witz vom Beamtenmikado ein?

 

Raphael wollte seinen Ohren nicht trauen. Auf Nachfrage von ihm, da er dachte, es wäre ironisch gemeint, bekam er jedoch alle Aussagen bestätigt. 

 

Raphael ist nur einer von vielen Klienten, die mir von ganz ähnlichen Arbeitsauffassungen der verbeamteten Führungskräfte in ihren Kommunen und Verwaltungen erzählen. 


Das bedeutet also, das es eine nicht unerhebliche Zahl von verbeamteten Führungskräften gibt, die eine gänzliche Befreiung von Führungskompetenzen als eine Top-Fähigkeit ihr eigen nennen.

Ich Frage nun Sie, liebe Leser, Betroffene und Coaches, sind das nur Ausnahmen? Oder ist es vielleicht die Spitze des Eisbergs? Kennen Sie ähnliche Fälle?

 

Wenn ich mich durch meine Coachings und durch meine Beobachtungen leiten lasse, dann komme ich zu folgendem traurigen Schluss. Einige unserer Verwaltungen arbeiten nicht nur langsam, sondern auch ineffektiv. Eine nicht unerhebliche Zahl von Führungskräften in den Verwaltungen scheint auf die Führungsaufgaben nicht vorbereitet zu sein und agiert vollkommen kompetenzbefreit. 

 

Einige von Ihnen wissen, dass ich über viele Jahre als Senior Führungskraft in Konzern- und Mittelstands-Unternehmen gearbeitet habe. Hätte ich eine Führungskraft in meinem Verantwortungsbereich gehabt, die ähnlich wie Herr Müller-Herz oder Frau Wolfgang agiert und kommuniziert hätten, dann wäre meine Entscheidung sehr schnell gefallen. Insbesondere, da man sich selbst des Verhaltens bewusst ist und mit Vorsatz handelt. 

 

In diesem Fall gäbe es nur eine Managemententscheidung, die Kündigung dieser Führungskräfte wegen Unfähigkeit. Ja ich bin mir bewusst, dass diese Begründung kein wirksamer Kündigungsgrund ist, jedoch würde ich Fakten schaffen um den Arbeitsbereich neu aufstellen zu können. 

 

Wenn wir nicht aufpassen und der öffentliche Dienst nicht aufwacht, ist er in wenigen Jahren Handlungsunfähig. Die Fluktuation von Mitarbeitern unter 40 ist gewaltig und gleichzeitig gelingt es dem öffentlichen Dienst nicht, die Stellen qualitativ zu besetzen. Verbeamtete Führungskräfte erweisen sich immer häufiger als Bremser und Verhinderer. Mit der Handlungsunfähigkeit des öffentlichen Dienstes verlieren wir als Gesellschaft unsere Stabilität und Stärke in Europa. Es ist Zeit zu handeln! 

 

Ich freue mich auf Ihre Kommentare, Meinungen und Erfahrungen zum Thema.

 

Ihr Stefan Kozole 

 

Kommentare: 24
  • #24

    Ernüchterung (Freitag, 13 Oktober 2023 19:04)

    Die Behörden, auch Ministerien, benötigen dringend Personal. Irgendwer muss ja die Arbeit tun. Es gibt definitiv Führungsetagen, wo Eigeninitiative und selbstständiges Handeln unerwünscht sind.
    Geschehen in einer Pressestelle 2023 mit auffälligen Langzeitkrankenständen, bevor dann eine adhoc-Fluktuation bzw. Kündigung durch die Mitarbeitenden erfolgt (Fluchtstrategien). Einerseits, weil neue Mitarbeiter mit Arbeit überhäuft werden durch die angestammte Belegschaft, die überwiegend delegiert. Andererseits, weil die Umgangsweisen und der Umgangston geprägt sind durch Intrigantentum, Machtgier, Ignoranz und fehlende Impulskontrolle.
    Die Führungsetagen sind bevölkert mit politischem Personal, Führende und Abgeordnete, die überwiegend flugs in Beamtenpositionen gehievt werden (teils schon nach 1 Jahr Anwesenheit). Die Bezahlung liegt dann von ca. 6000 aufwärts. Abteilungsleitungsposten gehen an Günstlinge des obersten Führenden, Bezahlung schon bei 10.000 und mehr. In die Sozialkassen zahlt keiner der selbsternannten „Elite“, wie sich diese politischen Seilschaften teils selber benennen (ich war Augen- und Ohrenzeuge). Überrascht hat mich dennoch, dass meine „Kolleg/innen“ glaubten, sie seien überaus überqualifiziert und fehlerfrei. „Hier arbeiten nur die Besten.“ Es fehlte der Vergleich, da die Arbeitsbiografien ausschließlich im öffentlichen Dienst bzw. politischen Lager stattfanden (Landtag, Kommune, etc.). Die „Neuen“ müssen sich enorm andienen, wenn sie in diesem Gehege überleben wollen. Eine Persönlichkeit hat man am besten keine ausgeprägte, damit man in der Lage ist, wie Personal eines Hofstaats zu funktionieren.

    Es gab auch nette Menschen in der kurzen Zeit, die ich in einem Ministerium verbrachte. Schade fand ich, dass die Fachabteilungen gute Texte liefern, die dann entkernt und politisch benutzt werden. In der Regel werden Pressemitteilungen jährlich recycelt, das Niveau längst nicht so hoch wie eingebildet.

  • #23

    Stefan Kozole (Donnerstag, 18 Mai 2023 18:22)

    Lieber Leser,

    es freu mich sehr, dass unser Auszug aus dem wahren Leben, bei Ihnen gefallen gefunden hat.Sie haben recht, er ist immer noch aktuell. Gerade letzte Woche hatten wir wieder eine Workshopwoche in einer großen deutschen Behörde.

    Viele der Führungskräfte führen noch immer, wie im letzen Jahrhundert und wundern sich, dass die Mitarbeiter diese Art der Führung konsequent ablehnen. Insbesondere Beamte und Lehrer tun sich hier als ewig gestrige hervor.

    Es ist so schade, viele junge Menschen, der Generation-Z würden sehr gerne in den öD wechseln. Sie tun es nicht aufgrund der menschlichen Rahmenparameter.

    Ihr Stefan Kozole

  • #22

    Hirsch (Sonntag, 07 Mai 2023 10:41)

    Der Blog ist zwar schon etwas älter, aber er beschreibt nach wie vor die Realität und die ist erschreckend. Ich selbst war 12 Jahre in einem Landratsamt angestellt, sechs davon als Amtsleiter, also kein Beamter. Ich muss dazu sagen, dass ich zuvor fünf Jahre in der freien Wirtschaft gearbeitet habe und hier das 'wirkliche Leben' etwas kennen gelernt habe. Und genau hier fängt das Problem an. Die höheren Führungsposition werden fast ausschließlich mit Beamten besetzt. Dazu kommen Juristen, die direkt nach dem Studium ohne jegliche Lebens- oder Berufserfahrung Leitungspositionen besetzen und damit völlig überfordert sind. Diese Leute sind sowohl fachlich als auch persönlich völlig ungeeignet. Man kann auch den Personen keinen Vorwurf machen, denn woher sollten sie es lernen. Als Angestellter ist man Mitarbeiter zweiter Klasse. Hier passen die Beamten schon auf, dass man nicht zu hoch kommt. Dazu beruft man sich gerne auf den TVÖD, wonach die Stelle und die Ausbildung angeblich nicht mehr hergibt.
    Das größte Problem ist aber die Amtsleitung an sich. Der Fisch stinkt immer vom Kopf! Hier werden Landräte oder Bürgermeister gewählt, die nichts vorweisen müssen, weder fachliche oder Führungskompetenz noch unternehmerisches Denken. Sie müssen einfach nur schön daherreden und leere Versprechungen machen können. Wenn Sie dann gewählt sind, sollen Sie ein Amt mit mehreren 100 Beschäftigten führen. Dass das meist in die Hose geht, ist völlig selbstverständlich. Dazu kommen dann die alteingesessenen Beamten, deren Prämisse es ist, den Arbeitstag möglichst schnell und ohne große Mühen zu beenden. Kann ja nichts passieren. Im Gegenteil, der Aufstieg ist per Besoldungsgesetz geregelt und nicht nach dem Leistungsprinzip. So werden von diesen verbeamteten Führungskräften keinerlei Entscheidungen getroffen. Man verwaltet sich lieber selbst.
    Ich jedenfalls kann durch meine Erfahrungen im öD sagen, dass der Fehler im System liegt und sich dieses System wahrscheinlich nicht mehr ändern wird. Künftig wird die Verwaltung noch ineffizienter und teurer werden, denn das was so nachkommt als Mitarbeiter und Bürgermeister, Landräte etc. lässt immer mehr an Qualität vermissen. Und so bin ich froh, dass ich noch rechtzeitig den Absprung geschafft habe.
    Es gibt einen schönen Witz, der die Situation treffend beschreibt: Der Indianer steigt ab, wenn er merkt, dass er ein totes Pferd reitet. Der deutsche Beamte bleibt zunächst sitzen, weil er das Pferd schon immer so geritten hat. Dann prüft er, ob das Pferd wirklich tot ist. Wenn er feststellt, dass das Perd tot ist, macht er Meldung. Die nächste Führungskraft prüft nach, ob das Pferd wirklich tot ist. Denn wird der Auftrag ausgegeben, zu prüfen, warum das Pferd tot ist. Sollte man die Ursache finden, wird ein weiterer beauftragt, Ansätze zu finden, wie künftig die Totesursache verhindert werden kann. Dazu braucht es dann externen Sachverstand. Beraterverträge werden vergeben. Vorher muss aber noch der Personalrat involviert werden.....
    Dieses Spiel lässt sich endlos fortsetzen.

  • #21

    Stefan Kozole (Sonntag, 24 April 2022 12:11)

    Hallo,

    vielen Dank für Ihren Kommentar. Sie haben recht, Führen ist wirklich eine sehr schwere Aufgabe. Leider werden die meisten Menschen nicht auf die Führung vorbereitet. In Deutschland gilt immer noch viel zu oft die Devise, dass wird er/sie schon noch lernen.

    Dabei gibt es so viele Möglichkeiten gute Führung zu erlernen.

    Ihr Stefan Kozole

  • #20

    Dunkles Erdinger (Samstag, 23 April 2022 11:33)

    Guten Tag Hr. Kozole,

    Ich teile ihre Erfahrungen und kann das bestätigen. Leider. Menschen zu führen, gilt als einer der schwersten Aufgaben.

  • #19

    Stefan Kozole (Donnerstag, 27 Mai 2021 12:54)

    Vielen Dank für Ihre Kommentare.

    Auch die beiden letzten Kommentare zeigen erneut sehr deutlich, dass der ÖD ein massives Problem hat. Vielen Dank für Ihren Mut hier öffentlich etwas zu schreiben. Ich gebe Ihnen recht, auch die freie Wirtschaft hat Ihre Probleme. Dort erkenne ich als Coach jedoch einen deutlichen Sinneswandel und verstärkte Aktivitäten hinzu modernen und nachhaltigen Führungskräfte-Entwicklungsprogrammen und Coachings.

    Der ÖD schläft weiter seinen absonderlichen Dornröschenschlaf und wundert sich, warum das Argument des sicheren Arbeitsplatzes nicht mehr funktioniert.

    Ich kann Ihre Frustrationen und Ihre Handlungsweise sehr gut verstehen, auch wenn es mich als Steuerzahler schmerzt, dass wir gemeinsam für eine Leistung zahlen, die nur in Teilen erbracht wird.

    Ich sehe im ÖD regelmäßig auch Arbeitsbereiche, die vom Ansturm der Arbeitsbelastung überfordert sind und der Ruf nach mehr Personal verhallt ungehört. Gleichzeitig finden wir immer wieder Kommunen, die so überbesetzt sind, dass wir ohne Leistungseinbuße auch mit 30% weniger Personal auskommen würden. Bewegen wir uns höher, in die politischen Gremien der Landtage oder des Bundestags, dürften wir wahrscheinlich eine Überbesetzung der Stellen von 50% haben. Dies lässt vermuten, dass Personalmanagement nicht zu den Stärken der öffentlichen Hand zu gehört.

    Ich kann auch dieses nachvollziehen. Warum sollte ich als Peronaler/-in in den ÖD wechseln, den Mangel verwalten und mich mit ewig gestrigen Bewahren aus der Lokalpolitik befassen, wenn ich doch in der freien Wirtschaft als wichtiger Wertschöpfungsfaktor ernst genommen werde?

    Sein Sie weiterhin mutig und berichten Sie über Ihre Erfahrungen im ÖD, denn nur so lässt sich eine Veränderung initiieren. Es ist wichtig, dass Sie aufstehen, eine Meinung haben und somit helfen die Arbeitsbedingungen in weiten Teilen des ÖD deutlich zu verbessern.

    Noch etwas positives zum Schluss, vor ca. 4 Wochen durfte ich die Verwaltung einer kleinen Stadt kennen lernen. Die Verwaltung ist sehr gut organisiert und bildet moderne und flache Hierarchien ab. Die Bürgerservices sind qualitativ hochwertig besetzt, die Arbeitsatmosphäre ist gesund und nachhaltig. Das Beste, die Verwaltung kommt mit ca. 35% der sonst üblichen personellen Ressourcen im Vergleich zu gleichgroßen Städten aus. Bürgernähe, Qualität und Serviceangebot kann also sehr wohl auch nach wirtschaftlichen Verhältnissen erreicht werden! Warum also nicht auch in Ihrer Verwaltung oder Ihrer Organisation, Sie müssen es nur wollen!

    Ihr Stefan Kozole

  • #18

    Otto (Mittwoch, 26 Mai 2021 12:11)

    Nach mittlerweile 40 Berufsjahren, davon 20 im ÖD, kann ich nur davor warnen, die Problematik ausschließlich oder weitgehend auf den ÖD zu beschränken. Missachtung von Eigeninitiative, Engagement, Verbesserungsideen etc. sind auch in der viel gepriesenen "freien" Wirtschaft weit verbreitet. Die Gründe sind hüben wie drüben vielfältig. Angst der Vorgesetzten vor Veränderungen, Abweichen von eigenen Denkmustern, Angst vor "zu intelligenten" Mitarbeitern, die einem Vorgesetzten etvl. gefährlich werden könnten usw. usw. Das alles entspricht jedoch in letzter Konsequenz einer eindeutigen Wertschätzung der Mitarbeiter und die ist i.d.R. nicht positiv. Oder wie es einer meiner Vorgesetzten im ÖD (Amtsverwaltung) einmal ausdrückte, als ich ihn danach fragte weshalb die erarbeiteten Ergebnisse aus 8 Workshops mit Unternehmensberatung nicht umgesetzt würden: Seid doch alle zufrieden, dass ihr einen sicheren Arbeitsplatz habt und das Gehalt pünktlich kommt. Wozu braucht ihr da noch eine Portion extra Wertschätzung?

    Dabei sind meiner Erfahrung nach die Beratungen und Coachings der Führungskräfte zum Thema "Führung" in aller Regel sehr gut und bieten zahlreiche Ansätze zu Verbesserungen und zum Vorteil von Unternehmen / Behörde und Mitarbeitern. Leider werden die positiven Effekte diesbzgl. Seminare und Coachings von den meisten Führungskräften i.d.R. als Alibiveranstaltungen genutzt.

    Mein persönliches Fazit 5 Jahre vor der Verrentung: Meine Energie lieber in die Lebensqualität des privaten Bereichs investieren; das Berufliche ist für mich nach jahrelangem oft vergeblichen Engagements nur noch Mittel zum Zweck. Einkommenserzielung zur Existenzsicherung.
    Alles andere ist unrealistisches Wunschdenken

  • #17

    Isolde (Mittwoch, 05 Mai 2021 07:33)

    Der ÖD ist schon lange nicht mehr, was er mal war. Selbst das viel gelobte "gemütliche Arbeiten" hat man nur noch vereinzelt. Ich komme inzwischen auf über 25 Jahre Erfahrungen in verschiedenen Ämtern. Ich glaube, mir deshalb eine Urteil bilden zu können.
    Es ist immer schlimmer geworden. Vor vielen Jahren war ich mehr als 10 Jahre im Jobcenter. Da hieß es zB "verdirb nicht die Preise", wenn ich zu eifrig (oder zu schnell?) Anträge bearbeitete. Jetzt arbeite ich 15 Jahre im Hochschulbereich.
    Es ist eine Katastrophe. Die Machtspielchen oder oberen Etage wirken sich auf die einzelnen Fakultäten aus. Was alles passiert, würde ein ganzes Buch füllen. Aber den Fass aus den Boden schlägt nun Corona.
    Da geht der ÖD absolut nicht mit gutem Beispiel voran. Trotz dringender Empfehlung, möglichst Homeoffice durchzuführen, wird dies mit fadenscheinigen Begründungen abgelehnt. Dabei ist ganz klar, dass der Arbeitgeber kein Vertrauen mehr zu seinen Mitarbeitern*innen hat. Man geht davon aus, dass alle Zuhause Däumchen drehen. Unglaublich, wie schnell vergessen wird, wie viele Jahre man immer zuverlässig und fleißig gearbeitet hat.

    Ab einem gewissen Alter ist man aber einfach gefangen.
    Man findet nicht mehr so ohne Weiteres einen neuen Job ü50.
    Weiterhin erschwert die lange Kündigungsfrist die Jobsuche. Klar, man kann auch einen Aufhebungsvertrag machen. Aber selbst da muss man "betteln", dass man ihn erhält.

    Ich fühle mich gefangen. Mein Job hat mir mal so viel Freude bereitet. Die Arbeit mit den jungen Menschen. Die Abwechslung. Kaum etwas davon ist geblieben.
    Wir haben hier inzwischen eine Fluktuation, die wach machen müsste. Aber nichts passiert. Auch die Krankentage aller Mitarbeiter sind unglaublich gestiegen.
    So schläft der ÖD weiter seinen Dornröschenschlaf. Für mich ganz klar keine Empfehlung mehr als Berufsziel.
    Bleiben Sie gesund

  • #16

    S. Kozole (Donnerstag, 18 Februar 2021 14:17)

    Lieber unbekannter Kommentator,

    ich bin der Autor dieses Artikels und habe Ihren Kommentar sehr ausführlich gelesen und hoffe, dass einige Ihre Ausführungen satirisch gemeint sind.


    Zitat Anfang ...Es ist bei der Arbeit völlig egal, wie ich mit den Kunden spreche, wieviel ich Leiste oder wie häufig ich krank bin. Und das finde ich sehr gut... Zitat Ende

    Da ich Steuerzahler bin, hoffe ich, dass Sie das zynisch meinen. Ich möchte als Kunde/Bürger gerne zuvorkommend und professionell behandelt werden. Mir ist es nicht egal wie oft Sie krank sind, da Sie unsere Sozialsysteme unnötig belasten, wenn Sie nicht wirklich krank sind, sondern nur krankfeiern.


    Zitat Anfang ...Sie wollen die Verwaltung effektiver und kundenfreundlicher machen, koste es was es wolle...auch wenn Mitarbeiter davon krank werden... Zitat Ende

    Als Coach und Mentor, sehe ich Weiterentwicklung als positiv, dazu zählt auch die Steigerung der Effektivität. Ohne Weiterentwicklung würden wir uns als Menschen zurückentwickeln. Meine Coaching-Kollegin mit dem Schwerpunkt Betriebliches-Gesundheitsmanagement findet Ihre Beobachtung, dass Freundlichkeit krank macht, sehr spannend. Das würde ja bedeuten, wir haben endlich den Faktor für die hohen Krankenstands-Quote im öD gefunden. Wir brauchen mehr unfreundliche Menschen im öD und schon wird keiner mehr krank . Verzeihen Sie mir aber das können Sie doch nicht wirklich ernsthaft annehmen – oder?


    Zitat Anfang ...die öffentliche Verwaltung war immer ein Ort, an dem man sich als Arbeitnehmer sicher fühlen konnte...sein Gnadenbrot fristet oder auf Carsten, der bewusst in den öffentlichen Dienst gegangen ist, weil es hier ruhig und sicher ist. Die wollen einfach das Nötigste erledigen und dann in den Feierabend starten... Zitat Ende

    Nun verstehe ich, warum wir eine Überbürokratisierung haben! Der Grund für die Arbeitsplatzwahl ist also, das warme Büro ohne Kundenkontakt, ein Gnadenbrot zu erhalten, ohne es sich zuvor erarbeitet zu haben, eine ruhige Kugel schieben und sich fünf Minuten nach Dienstbeginn auf den Feierabend vorzubereiten. Ich bin wirklich von Ihrer Arbeitsauffassung beeindruckt. Als Steuerzahler möchte ich annehmen, dass Sie im „Schwarzbuch der Steuerverschwendung“ auf den ersten Seiten auftauchen.


    Zitat Anfang ...Harald und Carsten wollen keine zusätzliche Arbeit, keine Statistiken erfassen, keine kundenfreundlichen Arbeitszeiten usw, die wollen einfach in Ruhe auf die Rente warten...die Freiheiten werden einem Stück für Stück genommen... Zitat Ende

    Nun steigt mein Blutdruck. Sie wollen also nicht arbeiten und am besten bis zur Rente einfach nichts tun? Beeindruckend ist, dass Sie sich auch noch darüber beschweren, dass Vorgesetzte, den Auftrag des Steuerzahlers ernstnehmen und von Ihnen verlangen Ihrer Arbeitsverpflichtung nachzukommen. Vielleicht ist es Ihnen nicht bewusst, Sie sind einen Arbeitsvertrag eingegangen, daraus resultiert die Pflicht, eine „durchschnittlich gute Arbeitsleistung“ zu schulden. Das, was die junge moderne Führungskraft, von Ihnen verlangt, ist kein Angriff auf Ihr vermeintliches Persönlichkeitsrecht der Untätigkeit. Die Führungskraft tut das, wofür sie eingestellt worden ist, nämlich zu führen und die Steuergelder effektiv einzusetzen!

    Lieber unbekannter Kommentator, ich kann mich nur wiederholen, ich hoffe, dass Ihre Ausführungen wirklich satirisch gemeint sind, denn ansonsten hat der öD ein massives Problem. Wir werden Sie dann, wohl oder übel, aus dem öD entlassen müssen, damit Sie sich von Ihrem stressigen Job des Nichts-Tuns erholen können, um sich auf Ihre dann nicht eingezahlte Rente freuen zu können.

    Sie hätten dann auch Zeit, sich über das junge Paar mit zwei kleinen Kindern, welches über Ihnen eingezogen ist, aufzuregen. Die spielenden Kinder werden wahrscheinlich Ihre Ruhe des grenzenlosen Nichts-Tuns stören. Ihr angenehmes Leben wäre vorbei, ohne dass Sie sich jemals weiterentwickelt hätten. In diesem Sinne, schlafe schön weiter mein Dornröschen.

    Stefan Kozole

  • #15

    A. Nonym (Mittwoch, 11 November 2020 16:31)

    Ich denke, der Autor dieses Artikels vergisst eine Sache bei seiner Betrachtung: die Masse der Mitarbeitenden im öffentlichen Dienst. Ich bin selbst seitdem ich 17 bin im öffentlichen Dienst. Ich habe noch nie in der privaten Wirtschaft gearbeitet. Wenn man im mittleren Dienst ist, hat man so gut wie keine Karrierechancen. Natürlich bieten einige Arbeitgeber Aufstiegslehrgänge an, mit denen man sich für eine Laufbahn im gehobenen Dienst qualifizieren kann, aber der Großteil der Mitarbeitenden bleibt im mittleren Dienst bis zu Verrentung. Es ist bei der Arbeit völlig egal, wie ich mit den Kunden spreche, wieviel ich Leiste oder wie häufig ich krank bin. Und das finde ich sehr gut. Was ich weniger gut finde, sind junge Menschen, die grade von irgendeiner Hochschule kommen und ihre Managementideen umsetzen wollen. Diese neigen dazu, die Verringerung von Krankheitstagen und das Trietzen von alteingessenen Mitarbeitern zu ihren Hauptaufgaben zu machen. Sie wollen die Verwaltung effektiver und kundenfreundlicher machen, koste es was es wolle...auch wenn Mitarbeiter davon krank werden. Die öffentliche Verwaltung war immer ein Ort, an dem man sich als Arbeitnehmer sicher fühlen konnte. Mitarbeiter wie Peter oder Raphael kommen dann in die Verwaltung und treffen auch auf Harald, der 40 Jahre in den System gearbeitet hat und mit Ende 50 sein Gnadenbrot fristet oder auf Carsten, der bewusst in den öffentlichen Dienst gegangen ist, weil es hier ruhig und sicher ist. Die wollen einfach das Nötigste erledigen und dann in den Feierabend starten. Raphael und Peter finden sich nicht damit ab, dass ihre Ideen ungern gesehen werden und nerven Harald und Karsten. Vorgesetzte wie Frau Wolfgang unterbinden das, weil sie finden, dass Harald und Carsten auch ihre Daseinsberechtigung haben. Die neuen Hochschulabsolventen hingegen unterstützen Peter und Raphael, die mit ihren ganzen Vorschlägen vielleicht auch recht haben aber Carsten und Harald das Leben zur Hölle machen. Harald und Carsten wollen keine zusätzliche Arbeit, keine Statistiken erfassen, keine kundenfreundlichen Arbeitszeiten usw, die wollen einfach in Ruhe auf die Rente warten. Ich bin jetzt Mitte 30 und ich hab immer gern im öffentlichen Dienst gearbeitet. Inzwischen werde ich immer wieder auf Fehler in der Arbeitsweise hingewiesen, die Vorgesetzten machen ein Fass auf, wenn man mal zu spät kommt und immer wieder werde ich mit Dingen konfrontiert, die niemanden interessiert haben, als noch Leute wie Frau Wolfgang das Amt geleitet haben. Am Schlimmsten finde ich, dass die Veränderungen schleichend kommen, so dass man nicht dagegen ankommen kann. Die Freiheiten werden einem Stück für Stück genommen. So steht die junge motivierte Führungskraft gut da, erfüllt ihre Ziele (die es auch so vorher nicht gab) und wie sich das auf die Mitarbeitenden auswirkt, ist egal. Am liebsten hätte man noch den Spielraum mit Abmahnungen zu arbeiten oder Harald und Carsten einfach zu entlassen, weil sie unbequem sind und sich nicht ändern wollen. Unsere junge Hochschulabsolventin geiert schon darauf, renitenten Mitarbeitenden endlich auch wirksam drohen zu können. Der zahnlose Tiger lauert nur darauf, dass man ihm endlich ein paar Reißzähne gibt, mit denen er die Herde in der Spur halten kann. Der öffentliche Dienst als angenehmer Arbeitgebeber - das war einmal!

  • #14

    J. Sperl (Donnerstag, 04 Juli 2019 14:20)

    Ich habe ähnliche Erfahrungen gemacht. Meiner Meinung nach sollte ein Mitarbeiter im öffentlichen Dienst vor seiner Verbeamtung mindestens zehn Jahre in der freien Wirtschaft tätig sein müssen, damit solche Entwicklungen gar nicht erst in diesem Ausmaß entstehen können. Gerade der öffentliche Dienst sollte effektiv arbeiten zum Wohle der gesamten Bevölkerung. Schließlich befinden wir uns ja alle im 21. Jahrhundert.

  • #13

    S. Kozole (Donnerstag, 04 Juli 2019 14:11)

    Ich erhalte zu dem Artikel so viele persönliche Zuschriften, die aufzeigen, dass es sich um ein landesweites massives Problem handelt. Fast alle berichten über wirklich unglaubliche Fakten. Die meisten Menschen sind aufgrund Ihrer Situation und den zu erwartenden Sanktionen nicht mutig genug, die Kommentare direkt hier zu posten.
    Deswegen habe ich mich entschlossen, einige persönliche Zuschriften mit dem Einverständnis der Betroffenen anonymisiert zu veröffentlichen. Gerne berichte ich auch über Ihren Fall. Senden Sie mir einfach die Details als persönliche Nachricht zu.
    Bei einem Fall aus unserer Hauptstadt, hat es mich beim lesen fast umgehauen. Die Dame arbeitet nun seit 19 Jahren im öffentlichen Dienst. Ihr ehemaliger Vorgesetzte hat den öD vor drei Jahren verlassen. Die Beamtenposition im höheren Dienst konnte nicht so schnell nachbesetzt werden. Der höhere Dienst ist immer auch mit der Führungsverantwortung verbunden.
    Es wurden vier Anläufe unternommen diese Position zu besetzen, leider ohne Erfolg. Eine fünfte interne Ausschreibung brachte endlich den langersehnten Erfolg. Ein Herr, aus dem gehobenen Dienst, machte den Karrieresprung. Bereits kurz nach der Amtseinführung bat er die Mitarbeiter zu persönlichen Gesprächen und teilte ihnen folgendes mit.
    „Ich habe mich auf diese Stelle nur beworben, um die höhere Vergütung zu erhalten. Ich persönlich habe keine Lust auf die Führungsposition aber sie gehört nun mal dazu. Machen Sie was ich sage, dann werden wir gut miteinander auskommen. Sollten Sie eigene Ambitionen auf eine Karriere haben und mich in meiner Arbeit damit stören, so mache ich Ihnen das Leben in diesem Sachgebiet zur Hölle. Ich denke wir haben uns verstanden!“
    Die Mitarbeiter waren entsetzt, nachdem sich einige getraut hatten untereinander zu sprechen und feststellten, dass man ihnen alle dasselbe erzählt hatte, beschlossen einige beim Vorgesetzten ihrer Führungskraft, um Rat zu fragen.
    Dort wurde es noch unglaublicher. Ihnen wurde mitgeteilt, na endlich mal eine Führungskraft, die durchgreift und dafür sorgt das gearbeitet wird. Die Mitarbeiter seien doch schließlich nicht auf Wellnessurlaub.
    Wundern wir uns bei solchen Personalführungsstilen wirklich, warum der öD ein so schlechtes Bild in der Öffentlichkeit abgibt? Die höchsten Führungspositionen im öffentlichen Dienst beklagen Situationen wie Nachwuchsschwierigkeiten, Fehlzeiten und Demotivation der eigenen Mitarbeiter.
    Liebe Bürgermeister, Landräte und leitende Direktoren solange Sie nichts an der Führungsinkompetenz Ihrer Führungskräfte ändern, werden Sie das Problem nicht lösen.
    Von Ihnen und Ihrem Willen hängt es ab, ob der öffentliche Dienst wieder ein attraktiver Arbeitgeber wird oder sich abschafft.
    Ihr Stefan Kozole
    Möchten Sie Ihre Erlebnisse anonymisiert in die Öffentlichkeit bringen, dann kontaktieren Sie mich persönlich.

  • #12

    S. Kozole (Donnerstag, 04 Juli 2019 09:57)

    Hallo Frau Vogel,
    vielen Dank für Ihren Beitrag.
    Der Artikel ist nur wenige Tage online und ich haben mittlerweile über 500 persönliche Zuschriften erhalten. Die meisten Menschen trauen sich nicht den Artikel zu kommentieren, da sie Sanktionen durch die Amtsleiter erwarten. Auch dieser Umstand zeigt deutlich das gelebte Verhaltensbild der Führungskräfte des öD.
    Nach diesen Reaktionen möchte ich nun nicht mehr von Verallgemeinerungen sprechen, der öD hat ein echtes Problem. 95% der persönlichen Zuschriften sprechen davon, dass es noch schlimmer ist, wie von mir beschrieben.
    Ich denke wir brauchen beide Ansätze „bottom-up“ durch MItarbeiterInnen im öD die Aufstehen und die Erwartungshaltung klar kommunizieren und schlechte Führung nicht mehr akzeptieren und „Top-Down“ die oberste Amtsleitung darf die Hauseigenen Probleme nicht mehr ignorieren.
    Allerdings erlebe ich es in meiner Coachingpraxis zu oft, dass gerade die obersten Amtsleitungen und die Hauptamtsleitungen so gut wie keine Führungskompetenzen besitzen. Sie definieren sich über den eigenen Außenauftritt und einfachen Floskeln wie zum Beispiel „im öD ticken die Uhren nun mal anders“ oder „das sind doch erwachsene Menschen, ich bin hier nicht der Chef um sie zu motivieren. Die wissen was sie tun sollen“.

  • #11

    S. Trappitsch (Mittwoch, 03 Juli 2019 12:12)

    Sehr interessant, danke für den Beitrag. Meine Frage: warum sucht sich Raphael keine neue Stelle, wo seine Eigeninitiative geschätzt wird?

  • #10

    E. Vogel (Mittwoch, 03 Juli 2019 09:29)

    Hallo Herr Kollege!

    Ich war 2mal verbeamtet. Einmal beim Freistaat Bayern und einmal in der evangelischen Kirche in Bayern. Bei beiden hirarchisch Denkenden Organisationen kommt man nur weiter, wenn man/Frau die Klappe hält und sich Nischenstärken aufbaut, die dann wiederum andere gleichsam in stillen Kollaborationen ermutigt, ein paarkleine änderungen bottom up zu realisieren.

    Und wenn dann eine Änderung bekannt wird sind es immer die Amtsleiter oder Referenten die die Lohrbeeren einheimsen. Früher hat mich das traurig und fast krank gemacht. Seit 15 Jahren trainiere ich andere im besseren Umgang mit Microsoft Produkten und muss immer 1/4 der Seminarzeit als Seelsorgerin einplanen. Besonders bei einzelcoachings ist „Zeitmanagement mit Outlook „ der Renner. Weil zu dem fachlichen Stress auch immer die seelischen Nöte hinzukommen. Ich denke dass wir unsere Teilnehmer fit fürs „bottom up“ also fürs Aufstehen und für kreative workarounds also für stille Alternativen fit machen. Ich muss nichts, ich muss etwas wählen, dann dann dauerhaft wollen und schließlich antworten. Raphael muss nicht kündigen und es gibt immer mehr als 3 Antworten.

    Die Diskussion mit Freunden ist hilfreich.

    Das Umsetzen von negativer Energie -schon von Ihnen ausführlich und perfekt analysiert- in positive Ersatzstrategien ist jetzt die Aufgabe. Da hilft manchmal schon ein Besuch im Lachyoga Kurs, um Abstand von dem Blockierern zu bekommen. Viel Mut und Kraft wünsche allen im öffentlichen Dienst und uns Seelsorgern, mit oder ohne Kirchensteuer. Freundliche Grüße von Eva Vogel.

  • #9

    S. Kozole (Dienstag, 02 Juli 2019 19:32)

    Hallo Frau Roth,

    Ja, Sie haben recht mit Ihren Anmerkungen. Ich sehe es genauso. Wenn Frau/Mann sich nicht trauen etwas zu sagen wird sich nichts ändern. Es wird einfach Zeit das der Arbeitgeber öD aufwacht und endlich eine Veränderung initiiert.
    Allerdings müssen auch die Mitarbeiter endlich aufstehen und massiv gegen mangelnde Führungskompetenz vorgehen um die Führungskräfte und somit den Arbeitgeber öD zu zwingen die Veränderung einzuleiten.
    97% aller Führungskräfte halten sich für eine gute Führungskraft, gleichzeitig sagen 79% der Mitarbeiter, dass Ihre Führungskraft deutliches Optimierungspotential hat.

  • #8

    S. Kozole (Dienstag, 02 Juli 2019 19:07)

    Etwas das in den vielen persönlichen Zuschriften immer wieder aufgeworfen wird ist die Fürsorgepflicht.
    Der öD achtet bei fast allen Themen im fachlichen Bereich auf die Einhaltung aller Vorschriften, Regeln, Richtlinien und Gesetze.
    Haben die Führungskräfte im öD vergessen, dass sie eine Fürsorgepflicht den Mitarbeitern gegenüber einzuhalten und zu wahren haben?
    Bei vielen der wirklich haarsträubenden Falle scheint das so!
    Wie erleben Sie das?

  • #7

    S. Kozole (Dienstag, 02 Juli 2019 19:06)

    Ein weiterer Fall den ich anonymisiert veröffentlichen darf.
    Peter arbeitet nun 26 Monate in der öffentlichen Verwaltung der freien Hansestadt Bremen. Zuvor hat er in der privaten Wirtschaft in der Verwaltung gearbeitet. Durch die ungesunde Führung seiner Vorgesetzten, ist er nun bereits seit einigen Monaten krank.
    Peter hat etwas ganz ähnliches erlebt, wie Raphael. Auch er wollte Prozesse optimieren und verschlanken, mehr Transparenz schaffen, um die gesamte Zusammenarbeit zu verbessern.
    Die Führungskraft von Peter sperrt sich so massiv und interveniert gegen jegliche Verbesserung, dass Peter aktuelle in psychotherapeutischer Behandlung ist.
    Der öD hat ein Problem, denn Menschen wie Peter und Raphael, werden und können den öffentlichen Dienst nicht mehr länger als Arbeitgeber empfehlen. Hinzu kommt, dass der öD noch nicht aus der Lage am Arbeitsmarkt gelernt hat. Weiterhin werden große Teile der Arbeitsverträge ausschließlich nur befristet ausgestellt.
    Warum sollte ein Mensch in den öD wechseln, wenn die Rahmenparameter so schlimm sind?
    Was macht der öffentliche Dienst, wenn er keinen Nachwuchs mehr bekommt?
    Wann lernt der öD, dass Personalentwicklung und Führungskräfteentwicklung die besten Mechanismen sind, um eine motivierte und nachhaltige Organisationen auszubauen?

  • #6

    K. Roth (Dienstag, 02 Juli 2019 18:56)

    Ich hatte eben zu diesem Thema gerade vor ein Paar Tagen eine Diskussion mit einer Freundin, die an einer Hochschule arbeitet, und dort ähnliche Probleme hat.
    Würde man das Ganze von der organisationalen Perspektive 'der Fisch stinkt immer am Kopf' anschauen (wer gestaltet die Organisationskultur, bringt Visionen und Werte und Führungshaltungen ins Rennen), würde das zu noch mehr Ohnmacht führen, da in den öffentlichen Strukturen oft keine Menschen auf Positionen zur Verfügung stehen, die man hierfür direkt ansprechen könnte. Es fühlt sich sozusagen niemand verantwortlich, der entsprechende unbequeme Entscheidungen durchsetzen oder eine ernstgemeine Organisationsentwicklung in Gang setzen und mit genügend Biss in der Umsetzung begleiten könnte.
    Meine Freundin - eine gebildete und an und für sich starke Frau- ging aus Ihrer eigenen Perspektive sogar so weit, dass sie Ihre Führungskraft in Schutz nahm für dass Fehlverhalten.... die wäre ja ständig so überfordert, weil ihr nicht genug Mittel zur Verfügung stehen.
    Meiner Meinung nach steht jeder Einzelne in der Verantwortung, in diesem Fall meine Freundin dafür Ihrer Führungskraft unmißverständlich und angemessen klar zu machen, dass sie deren Verhalten mißbilligt und dauerhaft unbequem zu werden (also in einen ausgesprochen und offenen Konflikt in der Sache/mit der Rolle zu gehen) -und die Führungskraft ihrerseits, nachhaltig und nachdrücklich darauf hinzuweisen, dass sie ein größeres Budget für mehr MitarbeiterInnen in ihrer Abteilung braucht oder zu redeligieren und einen Arbeitsauftrag abzulehnen und sich ebenso offennsiv einzusetzen.
    Und so weiter, in der Kette weiter hoch in verantwortlichen Positionen.
    Natürlich braucht es Konfliktkompetenz und die Fähigkeit, über längere Zeit eine angespannte Situation auszuhalten, sich meinetwegen auch unbeliebt zu machen.
    Aber- nicht für seine Belange einzutreten, bedeutet, den einzigen Gestaltungsspielraum, den man hat (das eigene Verhalten und die eigene Einstellung), nicht zu nutzen! Das Gefühl von Ohnmacht, das dann entsteht macht auf Dauer krank... von Motivation, Liebe zur Arbeit oder Leistung/Effizienz braucht man hier gar nicht mehr zu reden. Sich an den falschen Stellen zu beschweren und die Schuld im Außen zu suchen bringt niemandem etwas.
    Was derartige Situationen im öffentlichen Dienst mit den gegebenen Strukturen angeht... so unsanft das jetzt klingen mag, bin ich der Meinung: Change it (oder tue alles in Deiner Macht stehendem, es wenigstens zu versuchen), love it or leave it. Alternativ- provokant ausgedrückt- hör auf Dich zu beschweren. Jeder Einzele kann sich hier entscheiden, und selber die Verantwortung für den Teil übernehmen, den er gestalten kann. Wofür gibt es so unendlich viele Coaches, die einen Menschen fit machen können, ggf. fehlende Kompetenzen zu entwickeln und eine klare Haltung zu gewinnen.
    Richtig schlimm wird es erst dann, wenn es für jemanden nach ersthafter Überprüfung auf absehbare Zeit gar keine berufliche Alternative gibt. Nur das würde (wenn das denn tatsächlich der Fall sein sollte) bedeuten, dass dieser Mensch keine Wahl hat.

  • #5

    S. Kozole (Dienstag, 02 Juli 2019 18:44)

    Ich erhalte zu dem Artikel so viele persönliche Zuschriften, die aufzeigen, dass es sich um ein landesweites massives Problem handelt. Fast alle berichten über wirklich unglaubliche Fakten. Die meisten Menschen sind aufgrund Ihrer Situation und den zu erwartenden Sanktionen nicht mutig genug, die Kommentare direkt hier zu posten.
    Deswegen habe ich mich entschlossen, einige persönliche Zuschriften mit dem Einverständnis der Betroffenen anonymisiert zu veröffentlichen. Gerne berichte ich auch über Ihren Fall. Senden Sie mir einfach die Details als persönliche Nachricht zu.
    Bei einem Fall aus unserer Hauptstadt, hat es mich beim lesen fast umgehauen. Die Dame arbeitet nun seit 19 Jahren im öffentlichen Dienst. Ihr ehemaliger Vorgesetzte hat den öD vor drei Jahren verlassen. Die Beamtenposition im höheren Dienst konnte nicht so schnell nachbesetzt werden. Der höhere Dienst ist immer auch mit der Führungsverantwortung verbunden.
    Es wurden vier Anläufe unternommen diese Position zu besetzen, leider ohne Erfolg. Eine fünfte interne Ausschreibung brachte endlich den langersehnten Erfolg. Ein Herr, aus dem gehobenen Dienst, machte den Karrieresprung. Bereits kurz nach der Amtseinführung bat er die Mitarbeiter zu persönlichen Gesprächen und teilte ihnen folgendes mit.
    „Ich habe mich auf diese Stelle nur beworben, um die höhere Vergütung zu erhalten. Ich persönlich habe keine Lust auf die Führungsposition aber sie gehört nun mal dazu. Machen Sie was ich sage, dann werden wir gut miteinander auskommen. Sollten Sie eigene Ambitionen auf eine Karriere haben und mich in meiner Arbeit damit stören, so mache ich Ihnen das Leben in diesem Sachgebiet zur Hölle. Ich denke wir haben uns verstanden!“
    Die Mitarbeiter waren entsetzt, nachdem sich einige getraut hatten untereinander zu sprechen und feststellten, dass man ihnen alle dasselbe erzählt hatte, beschlossen einige beim Vorgesetzten ihrer Führungskraft, um Rat zu fragen.
    Dort wurde es noch unglaublicher. Ihnen wurde mitgeteilt, na endlich mal eine Führungskraft, die durchgreift und dafür sorgt das gearbeitet wird. Die Mitarbeiter seien doch schließlich nicht auf Wellnessurlaub.
    Wundern wir uns bei solchen Personalführungsstilen wirklich, warum der öD ein so schlechtes Bild in der Öffentlichkeit abgibt? Die höchsten Führungspositionen im öffentlichen Dienst beklagen Situationen wie Nachwuchsschwierigkeiten, Fehlzeiten und Demotivation der eigenen Mitarbeiter.
    Liebe Bürgermeister, Landräte und leitende Direktoren solange Sie nichts an der Führungsinkompetenz Ihrer Führungskräfte ändern, werden Sie das Problem nicht lösen.
    Von Ihnen und Ihrem Willen hängt es ab, ob der öffentliche Dienst wieder ein attraktiver Arbeitgeber wird oder sich abschafft.
    Ihr Stefan Kozole
    Möchten Sie Ihre Erlebnisse anonymisiert in die Öffentlichkeit bringen, dann kontaktieren Sie mich persönlich.

  • #4

    S. Kozole (Dienstag, 02 Juli 2019 18:39)

    Hallo Frau Kleine,
    ein sehr erschütternder Bericht. Wir haben hier ja gleich mehrere Verfehlungen der Führungskraft. Nicht nur das die Führungskraft die eigene Mitarbeiterin nicht schützt und moralisch zur Seite steht. Nein, die Führungskraft fordert die Mitarbeiterin auch zur Steuerverschwendung und zum Gesetzesbruch auf.
    Mein Postfach quillt seit Wochenanfang über. Ich habe hier in ein Wespennest gestochen und gebe Ihnen recht, es sind keine Einzelfälle. Die meisten trauen sich jedoch nicht, hier einen Kommentar einzustellen, da sie mit Sanktionen der Amtsleiter rechnen müssen. Das Versagen soll soll totgeschwiegen werden.
    Müssen wir, bei der Masse an persönlichen Zuschriften und den unzähligen Beispielen, von einem Versagen der Führungskräfteausbildung im öD sprechen?

  • #3

    J. Kleine (Dienstag, 02 Juli 2019 18:33)

    Hallo zusammen,
    darüber hinaus möchte ich auch noch die politische Komponente mit einbringen. Meine Erfahrung zeigt, dass einstmals motivierte und engagierte MitarbeiterInnen irgendwann innerlich den Haken setzen, wenn sie dauerhaft in ihrem Gestaltungswillen und vermögen gebremst werden, weil es behördeninterne politische Gründe gibt, warum bestimmte Dinge dann doch nicht umgesetzt werden.
    Ein Beispiel aus der Region Ostwestfalen: eine Mitarbeiterin eines Jobcenters wird von einem Kunden massiv verbal bedroht. Incl. "ich bringe dich um". Sie hat den Kunden gemäß ihrer Möglichkeiten sanktioniert (fehlende Mitwirkung usw.). Der Fall ist sauber dokumentiert. Sie meldet das ihrem Vorgesetzten. Reaktion: er wolle da nichts machen, aber sie könne den Kunden ja privat anzeigen. Als Institution wolle man da nicht reagieren. Man habe kein Interesse an schlechter Presse. Als Empfehlung gab er ihr mit auf den Weg, wenn die Kunden das nächste mal nicht kooperieren, doch einfach ein Auge zuzudrücken.
    Mein laut ausgesprochener Gedanke, eine Ebene höher zu gehen, hatte sie schon ausprobiert und war genauso gescheitert.
    Diese Vorgehensweise ist definitiv kein Einzelfall.

  • #2

    S. Kozole (Dienstag, 02 Juli 2019 18:25)

    Hallo Herr Gilbert,
    vielen Dank für Ihren Kommentar. Ich gebe Ihnen insoweit recht, dass auch ich immer wieder Führungskräfte im öD erlebe, die einen guten Job machen.
    Jedoch teile ich in anderen Bereichen nicht Ihre Meinung und möchte somit die Diskussion anstoßen. Der Artikel ist nur wenige Tage online und ich haben mittlerweile über 250 persönliche Zuschriften erhalten. Die meisten Menschen trauen sich nicht den Artikel zu kommentieren, da sie Sanktionen durch die Amtsleiter erwarten. Auch dieser Umstand zeigt deutlich das gelebte Verhaltensbild der Führungskräfte des öD.
    Nach diesen Reaktionen möchte ich nun nicht mehr von Verallgemeinerungen sprechen, der öD hat ein echtes Problem. 95% der persönlichen Zuschriften sprechen davon, dass es noch schlimmer ist, wie von mir beschrieben.
    Sie haben absolut recht, Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen müssen konsequent modernes Führungsverhalten einfordern und Missstände massiv anprangern, ansonsten werden wir keine Veränderungen erleben.
    Ich persönlich finde, die Schuld für die Lage auf die organisationskulturelle Struktur oder gar auf die politischen Rahmenparameter zu schieben, wird der Sache nicht gerecht. Es geht bei dem Thema um Menschenführung und Karriere. Wenn also ein Mensch die Beamtenkarriere einschlägt, dann weiß er auf was er sich einlässt. Später zu sagen „ich will doch gar nicht führen“ und gleichzeitig alle Vorteile der Karriere mitzunehmen, ist heuchlerisch. Jede Führungskraft steht selbst in der Verantwortung, wie sie/er mit der Aufgabe der Führung umgehen will und ob sie/er der Erwartung auch gerecht wird. Die Sichtweise, es liegt an den Rahmenparametern und der Politik, führt zu diesen Missständen. Es es ist ja so einfach die Verantwortung wegzuschieben.
    Mit der Aus- und Weiterbildung bin ich wieder ganz bei Ihnen. Es braucht im öD eine moderne und generationsangepasste Personal- und Führungskräfteentwicklung. Das was heute Angeboten wird, geht an den Zielen, Erwartungen und Notwendigkeiten vorbei.

  • #1

    F. Gilbert (Dienstag, 02 Juli 2019 18:25)

    Sehr geehrter Herr Kozole,
    herzlichen Dank für Ihren Beitrag, der eine bedrückende Situation in der öffentlichen Verwaltung anspricht.
    Ich gebe Ihnen recht, wenn Sie davon sprechen, dass es einige Führungskräfte in der öffentlichen Verwaltung gibt, die mit den Anforderungen moderner Personalführung überfordert sind. Dies hat teilweise organisationskulturelle Ursachen, teilweise ist dies aber auch durch den schlichten Automatismus begründet, der beim Aufstieg von Fachleuten häufig auch eine Übernahme von Personalverantwortung impliziert. Diese Personen streben häufig keine Führungspositionen an, können einen weiteren Karriereaufstieg aber nur mit diesem „Päckchen“ realisieren. Dies ist ein Problem, welches von Seiten des Gesetzgebers zu lösen ist, bislang fehlt dazu der politische Wille.
    Gleichwohl möchte ich an dieser Stelle die tatsächlich erfolgte Verallgemeinerung zurückweisen. Es gibt durchaus viele Führungskräfte (unabhängig von der Dauer der Zugehörigkeit zum öD), die motivieren, fördern, fordern und Spielräume lassen, die sich auch in schwierigen Situationen vor ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stellen und klare und erreichbare Ziele setzen. Ich beobachte dies als angehende Führungskraft im öD sehr genau und gebe auch zu, dass ich versuche, diesen Vorbildern unter Entwicklung eines eigenen Führungsverhaltens nachzueifern. Dabei helfen mir auch zielgerichtete Weiterbildungsmaßnahmen, die seitens meiner vorgesetzten Personen unterstützt werden.
    Ich bin davon überzeugt, dass sich Führung im öD wandelt und weiter wandeln wird. Hier stellt sich die Frage, wie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und Führungskräfte mitnehmen können, ohne dass sich einzelne Gruppen abgehängt fühlen. Es bedarf dazu politischer Anstrengungen, mutiger Entscheiderinnen und Entscheider auf Ebene der Verwaltungsspitzen sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die konsequent modernes Führungsverhalten einfordern. Ebenso sehe ich Ihre Berufsgruppe als weitere Elemente, uns auf diesem Wege zu unterstützen. Also, auf gute Zusammenarbeit.