Vor vier Wochen war ich auf einer IHK Abendveranstaltung. Wie üblich kommt man in den Pausen und der anschließenden Networkingzeit schnell ins Gespräch. Mit einer Geschäftsführerin eines regionalen mittelständigen Maschinenbauunternehmens entwickelte sich schnell ein sehr interessantes Gespräch, nachdem ich mich vorgestellt hatte und sie den Coach in mir erkannte.
Sie klagte mir ihr Leid über ein Coaching, welches sie für sich gebucht hatte. Ich hörte ihr aufmerksam zu und sie lies kaum ein gutes Haar an meinem Berufstand. Ihre Coachingsessions zogen sich in die Länge. Sie hatte das Gefühl, dass der Coach keine rote Linie verfolgte. Statt sich einer möglichen Lösung zu nähern beschlich sie der Eindruck, überhaupt keinen Lösungsansatz zu erkennen. Die Coachingeinheiten fühlten sich für sie nicht aufeinander abgestimmt an. Es war für sie schlichtweg nicht effektiv, nicht effizient und aus ihrer Sicht heraus verschwendete Zeit. Nach einer ganzen Weile zuhören fragte ich sie dann, was vor dem ersten Coaching stattgefunden hat. Sie schaute mich etwas verwundert und fragend an. Sie habe den Coach halt mit dem Coaching beauftragt und man hat dann mit der ersten Coachingeinheit begonnen. Ich wurde neugierig und fragte nach, ob es kein Vorgespräch oder Auftragsklärungsgespräch gab. Ein solches Gespräch hatte nach ihren Angaben nicht stattgefunden, auch wurden keine Informationen zur Differenzierung und Einsatz der Methoden, sowie keine Informationen zur Themenabhängigkeiten und -priorisierung geteilt. Ihr Coach habe gleich nach der Preisklärung mit dem Coaching angefangen und Fragen gestellt, was Sie denn störe und was Sie verändern möchte.
Nun sah sie mich verwundert schauen. Sie fragte warum ich nun so kritisch schaue. Ich sagte ihr, dass ich das Vorgehen dieses Coaches für absolut unprofessionell halte. Dann erklärte ich ihr, wie eine professionelle Vorbereitung für ein Coaching abläuft. Das es kein Coaching ohne Auftragsklärung geben darf. Für mich gehört zu einer guten Auftragsklärung zusätzlich dazu, die Differenzierung zwischen Coaching, Mentoring, Sparring oder Beratung zu besprechen. Gerade im Businesscoaching habe ich die Erfahrung, dass die erwartete Dienstleistung oft über das klassische Coaching hinausgeht. Der Kunde sollte sich dann bewusst sein, welche Möglichkeiten und Grenzen in der jeweiligen Methoden liegen. Sollten mehrere Themen zur Bearbeitung durch das Coaching anstehen, kläre ich zusätzlich die Priorisierung und auch mögliche Abhängigkeiten oder Konflikte, die durch die Bearbeitung entstehen können. Ich habe nun eine Kundin mehr und ein schwarzes Schaf eine Kundin weniger.
Mich würde interessieren welche Erfahrungen Sie in der letzten Zeit gemacht haben. Ich werde das Gefühl nicht los, dass es immer mehr schwarze Schafe gibt, die gänzlich kompetenzbefreit in den Coachingmarkt drängen.
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